Hintergrund: Thangka Malerei

Historie und Herstellungsverfahren der Thangkas

Herkunft und Bedeutung

Die Malerei in Tibet und Nepal war eine visionäre Kunst. Der Maler eines Wandbildes oder Thangkas sollte selbstlos und gelassen sein. Der Künstler sollte ein Gefäß für all die göttlichen Inspirationen sein, die während des Schaffens in sein Wesen einflossen. Der visionäre Grundcharakter der sakralen Kunst bleibt trotz der gewissen Routine und des festgelegten ikonographischen Formen-Kanons aber stets spürbar.

Zu den ältesten Zeugnissen tibetischer und nepalesischer Malerei gehören die Wandgemälde in den Tempeln und Klöstern. In ihnen verbinden sich kraftvolle Linien und Formen unglaublicher Vitalität und spiritueller Ausstrahlung mit einer Eleganz von ausgesprochener Feinheit in der Ausarbeitung des Gemäldes.

Neben den Wandmalereien in Tempeln und Klöstern sind es vor allem die buddhistischen Rollbilder und Thangkas, die das Erscheinungsbild tibetischer Malerei prägen. Auch die Thangka-Malerei der frühen Periode folgt in ihrer Grundkonzeption einem Stil, der sich von indo-nepalesischen Quellen herleitet.

Das wesentliche Prinzip der Thangka-Malerei war und blieb die idealisierte, naturalistische Darstellung und trotzdem transzendente Ausstrahlung einer Gottheit in Harmonie mit der idyllischen Schönheit der sie umgebenden Landschaft und Flora. Von den tief religiösen Laien wurden die Thangkas mit ihren darauf dargestellten Gottheiten ebenso verehrt wie von den Möchten und Lamas, welche sie bei ihren Meditations- und Visualisierungs-Übungen im wahrsten Sinn des Wortes als „Vorbild“ betrachteten.

Die sechs Arbeitsschritte der Herstellung eines Thangkas

Unsere Thangkas werden durch die uns persönlich bekannten Künstlern im folgenden aufwendigen Herstellungsverfahren hergestellt (Mit Ausnahme von Schritt 6). Diese Handwerksmethodik bedeutet für den Künstler eine Arbeitszeit von mehreren hundert Stunden. Dieser zeitliche Aufwand erstreckt sich mit schöpferischen Unterbrechungen auf eine Gesamtherstellungsdauer von 12-24 Monate für ein unikates Thangka.

1. Vorbereitung der Malunterlage

Der Stoff aus Leinen oder Baumwolle wird mit Schüren auf einen sehr stabilen Holzrahmen gespannt. Die erste Schicht des Grundierleimes besteht aus organischer Gelatine, die verhindern soll, dass später Risse im fertigen Bild auftreten. Dann werden beide Seiten mit einer Kreide-Leim-Lösung imprägniert. Auf der Vorderseite wird diese Schicht mit einer Art Spachtel aufgetragen. Anschließend wird die grundierte Unterlage sorgfältig geglättet. Die aufgewendete Sorgfalt und die Qualität der verwendeten Materialien bei der Grundierung der Leinwand entscheidet über die spätere Haltbarkeit und Langlebigkeit des Thangkas.

2. Übertragung der Vorzeichnung auf die Malunterlage

Vor der Skizzierung der Komposition werden zunächst acht Orientierungslinien gezogen. Das Aussehen und die Proportionen der Buddhas und Boshisattvas sind traditionelle vorgegeben. Im Wesentlichen gibt es zwei Maßeinheiten: Die „großen Maße“ und die „Kleinen Maße“. Beide beziehen sich auf die Proportionen des Körpers. Die Figuren werden auf der Unterlage skizziert. Gleiche Folgen von Motiven werden mit Hilfe einer Schablone aufgetragen. 

3. Auftrag der ersten Farben

Die Farbstoffe werden meist aus Mineralien gewonnen: Blau aus Azurit, Grün aus Malachit, Rot und Gelb aus Zinnober und Realgar und Weiß aus Kalk. Nur Schwarz war organischen Ursprungs und wurde aus Holzkohle, Graphit, Ruß oder Asche gewonnen. Für besonders kostbare Thangkas wird Gold oder Goldpuder mit Leim vermengt. Die mineralischen Farbstoffe wurden im Mörser fein zerstoßen und imWasser aufgelöst. Dann mit der entsprechenden Menge Leim gemischt, bis die ideale Konsistenz zum Malen erreicht ist. Beim Auftragen der Farben geht der Maler von den entfernt am Rand liegenden Teilen des Bildes aus und bewegt sich langsam auf die Bildmitte zu.

4. Schattierungen und Farbabstufungen

Nachdem die ersten Farben flächendeckend aufgetragen wurden, erzielt der Künstler fließende Effekte durch den Auftrag von wasserlöslichen Farben. Für diese Schattierungen verwendet er diesmal organische Farben, die aus Pflanzen gewonnen wurden. Die Schattierungen geben den dargestellten Gottheiten, den Wolken und der Landschaft erst die Wirkung von Dimension und Volumen.

5. Konturen und Umrisslinien

Nun erst werden die Konturen- und Umrisslinien der Figuren gezogen. Die Muser und Motive der Kleidung und anderer Details wie Schmuck, Haartracht und Aureole werden auf Feinste gestaltet. Umrisse aus Gold gaben den Juwelen oder dem Brokatmuster der Stoffe besondere Leuchtkraft.

6. Öffnung der Augen

Zuletzt werden die Gesichtszüge vollendet und die Augen der Gottheiten gemalt.

Die „Öffnung der Augen“ wird durch ein ausführliches Einweihungs-Ritual vorbereitet, für das ein glücksverheißender Vollmond-Tag gewählt wird. Erst nach diesem „Belebungs-Ritual“ vollendete der „Götter-Zeichner“ die Augen mit sicherem Pinselstrich.

Um ein heiliges Bildnis zu schaffen, war mehr erforderlich, als nur die genaue Kenntnis der Ikonographie und die nötige handwerkliche Fertigkeit. Der Künstler musste selbst ein tief religiöser Mensch sein, der die „Inneren Bilder“ nicht nur visualisieren, sondern auch zum Wohle anderer reproduzieren konnte.

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