Guss mit verlorener Form - Statuen als Kunstwerke
Veröffentlicht am 03.02.2023Die Erschaffung eines Kunstwerkes war in Tibet und Nepal seit jeher ein religiöser Akt, für den Künstler selbst und für den Auftraggeber gleichermaßen. Sowohl die Vorbereitung, als auch jede Stufe der Gestaltung waren von entsprechenden Gebeten und besonderen Riten begleitet. Erst die Schlusszeremonie verlieh dem Werk schließlich seine liturgische Bedeutung.
Der Auftraggeber stattete den Künstler mit allen benötigten Materialien aus. Für Bildhauer und Bronzegießer waren das die erforderlichen Mengen und Sorten von Metall oder der entsprechende Wert in Silber oder Gold. Für seine Arbeit wurde der Künstler für gewöhnlich nicht entlohnt, er erhielt jedoch meist Geschenke.
Wir beziehen heutzutage unsere Skulpturen und Statuen von kleinen Handwerksmanufakturen in Kathmandu und Umgebung. Durch unseren regen Handel vor Ort sorgen wir für eine gerechte und faire Entlohnung der Handwerker und Künstler.
Erfahren Sie nun, wie die künstlerischen Statuen erschaffen werden:
Der Prozess der Herstellung von Metallstatuen mit dem Wachsausschmelzverfahren ist eine der ältesten Methoden der Statuenherstellung in Nepal. Diese Methode wurde von den Vorfahren des Shakya-Clans weitergegeben, die diese Kunst während ihrer häufigen Handelsbesuche in Tibet erworben haben.
Um eine einzelne Statue oder Skulptur herzustellen, bedienen sich die Künstler des „Guss mit verlorener Form“-Verfahrens. Hierbei beginnt der Künstler mit der Herstellung eines Modells in Wachs. Das Wachsmodell wird dann mit einer Mischung aus Ton und Reiskleie bestrichen und getrocknet. Dieser Vorgang wird noch zwei weitere Male wiederholt. Dann wird das Modell über Holzkohlefeuer erwärmt, damit das Wachs schmilzt und lediglich die Tonform verbleibt.
Im nächsten Schritt gießt der Künstler flüssiges Metall in diese Form, welches dann aushärten muss.
Danach wird die Tonschicht mittels Wasser abgewaschen und der Rohling poliert und veredelt. Mit Meißeln und Miniaturhämmern werden nun Feinheiten wie Haare, Mund, Lippen etc. herausgearbeitet.
Immer wieder wird die Statue mit einem weichen Tuch poliert um den Glanz zu verstärken. Anschließend wird im Quecksilberverfahren die Vergoldung aufgebracht. Für die Vergoldung wird Blattgold mit Quecksilber vermischt und dann zu einer Paste zusammengeschmolzen. Diese Paste, die eine silberne Farbe hat, wird in einer gleichmäßigen Schicht auf die Statue aufgetragen. Zum Schluss wird das Quecksilber mit einer Flamme weggebrannt, während nur das Gold an der Statue haften bleibt. Oft müssen mehrere Schichten aufgetragen werden, um eine gleichmäßige Oberfläche zu erhalten.
Im letzten Schritt werden die Statuen mit farbigen Lacken bemalt und mit Edelsteinen oder Halbedelsteinen verziert.
Für all diese Schritte braucht es sehr erfahrene Künstler. Die Ausbildung eines Statuenkünstlers ist viel länger als die eines Thangka-Künstlers, weil ein Statuenmacher nicht nur die Proportionen der Gottheiten in zwei Dimensionen lernen muss, sondern auch die zusätzlichen Proportionen der Tiefe beherrschen muss. Diese Ausbildung dauert rund sieben Jahre.